Futterpunkte
Futterpunkte sind ein sehr hilfreiches Instrument beim Clickertraining. Wir können dem Pferd damit zusätzlich zum Zeitpunkt des Clicks und dem Zeitpunkt der Futterübergabe weitere Informationen geben. Der Futterpunkt ist der Punkt, an dem das Pferd nach dem Click sein Futter übergeben bekommt.
Beispiele:
Ich möchte mit meinem Pferd das Clickertraining starten und fange mit dem Training der Nullposition an. Das Pferd hat schnell raus, dass es sich lohnt inne zu halten und den Kopf still zu halten. Allerdings ist der Kopf bei jedem Innehalten leicht zum Menschen gestellt. Im weiteren Training clicke ich weiterhin die Momente des Innehalten, aber überreiche das Futter nicht mittig, sondern außen. So mache ich es wahrscheinlicher, dass das Pferd seinen Kopf bei den nächsten Versuchen mittig still hält.
Das Pferd hat seinen Kopf nun in einer ruhigen mittigen Haltung, allerdings ist die Kopfhaltung noch sehr hoch. Hier kann weit unten gefüttert werden, um dem Pferd die Idee zu geben den Kopf zu senken. (Beispiel 1+2 können von Anfang an verknüpft werden, indem z.B. außen tief gefüttert wird.)
Ich möchte das mein Pferd sein Gewicht auf der Wippe nach hinten verlagert. Also experimentiere ich auf dem Boden, welcher Futterpunkt eine Gewichtsverlagerung erzeugt.
Ablauf am Beispiel der Gewichtsverlagerung:
Click für Nullposition
2. Futterhand kommt leicht geschlossen zum Pferdemaul:
3. Die Futterhand bewegt sich zum gewünschten Futterpunkt. Auf dem Weg sollte das Pferdemaul der Hand folgen. Das Pferd darf während der Bewegung ruhig ein paar Krümel aus der Hand bekommen.
4. Am gewünschten Futterpunkt wird die Hand vollständig geöffnet und das Pferd frisst am
Futterpunkt das gesamte Futter aus der Hand:
Man sollte darauf achten, dass soviel Futter in der Hand ist, dass am Futterpunkt noch Futter übrig ist und nicht bereits auf dem Weg das gesamte Futter aufgegegessen wurde.
Im obrigen Bild sieht man, wie das Pferd durch den Futterpunkt sein Gewicht nach hinten verlagert und den Rücken aufwölbt. Es entsteht also genau der gewünscht Effekt.
6. Es kann allerdings auch sein, dass der Futterpunkt nicht das gewünschte Verhalten erzeugt:
In diesem Fall macht macht das Pferd mit seinem linken Hinterbein einen Schritt und vorne rechts wird das Karpalgelenk gebeugt. Dies ist auf der Wippe kein erwünschtes Verhalten. In so einem Fall haben wir zwei Möglichkeiten:
Wir öffnen die Hand nicht, sondern nehmen die Hand wieder weg. Der Vorteil hierbei ist, dass wir das unerwünschte Verhalten nicht verstärken. Allerdings wenden wir mit dem Wegnehmen der Hand negative Strafe an. Dies kann beim Pferd Stress erzeugen und die nächsten Versuche negativ beeinflussen.
Wir öffnen die Hand trotzdem und verstärken somit die Bewegungen der Beine. Das Pferd bleibt entspannt, weil es nach dem Click Futter erwartet und diese Erwartung auch eintritt. Beim nächsten Versuch ändern wir den Futterpunkt.
Wir sehen: Beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile. Daher kann ich hier keine allgemeingültige Empfehlung geben.
Stattdessen empfehle ich vorzubeugen! Bei jedem Pferd ist der Futterpunkt, der zum erwünschten Verhalten führt, ein anderer. Daher empfehle ich außerhalb der Wippe auf dem Boden auszutesten, welcher Futterpunkt welches Verhalten auslöst. Denn das Pferd kann nicht wissen, ob wir durch den Futterpunkt ein Zurückgehen oder eine Gewichtsverlagerung erzeugen wollen. Das Pferd macht also keinen Fehler, wenn es einen Schritt zurück geht. Daher sollte man sich meiner Meinung nach in der Testphase am Boden immer für Möglichkeit 2 entscheiden und das Futter freigeben. Ich empfehle den ‘Fehler’ als Information zu werten. Nach dem Zurückgehen wissen wir: Dieser Futterpunkt ist nicht der richtige. Durch das Testen am Boden, findet man meist stressfrei einen guten Futterpunkt. Führt der Einsatz dieses Futterpunktes zuverlässig zum gewünschten Verhalten, kann man den Futterpunkt auch auf der Wippe anwenden.
Macht das Pferd auf der Wippe durch den Futterpunkt einen unerwünschten Schritt, kann man sich ruhig mal Möglichkeit 1 entscheiden und die Hand wieder wegziehen. Dies sollte aber nur sehr selten vorkommen.